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RESILIENZ – Was war das doch gleich?
Resilienz ist die psychische Widerstandskraft; eine Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. So übersetzt der Duden, diesen Begriff.
Resilienz ist also eine Stärke die uns durch schwere Zeiten bringt ohne großen seelischen Schaden zu tragen. Genau dieses Starksein wünsche ich all unseren Klienten aber auch unseren Mitarbeitern. Denn „Resilienz ist die Stärke, die wir bei besonderen Anforderungen, in unbekannten Situationen, in krisenhaften Lebenslagen brauchen und aktivieren.“ Nämlich immer genau „dann, wenn unsere üblichen Verhaltensmuster nicht mehr funktionieren, wenn wir mit unseren bewährten Routinen nicht mehr weiterkommen“ und „die eingespielten Reaktionsweisen keine Lösungen mehr bringen.“ (nach M. Gruhl) Was diese „innere Stärke für ein selbstbestimmtes Leben“ zusammenhält, lässt sich bildlich darstellen. Dabei kann man sich gedanklich einen Tempel vorstellen, dessen Dach diese angestrebte Widerstandskraft und zufriedene Unerschütterlichkeit (Resilienz) ist. Getragen wird das Dach von 7 gleichstarken Säulen. Die ich im Folgenden einzeln beleuchten möchte:
Die Säule des „optimistisch seins“ . Optimismus ist eine Strukturierung der Gedanken und Handlungen hin zum Positiven. Eine Grundhaltung die von der Gutartigkeit ausgeht und Erwartungen an die nahe Zukunft positiv formuliert. Aktivierung und Zufriedenheit sind zwei wichtige Punkte, die schon durch die Änderung der Formulierungen und gedanklichen Einstellung zu einem Thema einsetzen können. Also lasst uns optimistisch sein. Pauschalsätze „Alles wird gut“ fallen nicht darunter. Aber so geht es: „Wie werden schlauer und gestärkter aus dieser Zeit hervorgehen“. Helen Keller sagt: Optimismus ist der Glaube der zum Erfolg führt. Ohne Hoffnung und Selbstbewusstsein können wir nichts erreichen.
„Situationen akzeptieren“ – die zweite Säule setzt auf die Unveränderlichkeit der Vergangenheit und der Entstehung des Augenblicks, in dem wir uns befinden. Dies als Gegeben hinzunehmen, verlässt die Pfade der „Was wäre wenn…?“,“Hätte ich doch nur…?“ „Warum musste mir das passieren?“ und macht Platz dafür sich selbst (!), andere und die vorherrschende Situation anzunehmen. Denn so wie Du bist, bist du in Ordnung. Akzeptieren heißt nicht bagatellisieren oder ignorieren. Fragen zu einem „Wozu dient das?“ , „was kann ich daraus machen?“ gehen davon aus, dass man selbst verinnerlicht hat: „ich habe alles in mir, was ich brauche“. Ist das nicht wunderbar?
Dennoch befinden wir uns in einer gesamt gesellschaftlichen Krise, dies gilt es nicht zu leugnen, sondern resilient zu begegnen. In der dritten Säule kommt der Aktionismus hinzu. Wenn ich optimistisch bin, die Ausgangssituation akzeptiere kann ich mich nun auf den Weg machen Lösungen zu finden. Lösungen, die für meinen kleinen Wirkungsbereich, mich selbst, meine Familie vielleicht auch meinem Kollegenteam zum Besten dienen. Ich gehe davon aus wirkungsvoll zu sein, Herausforderungen zu durchdenken und zu meistern. Rückschläge mich nicht aufgeben lassen. Aus diesen zu lernen und den Lösungsweg anzupassen führt zum Ziel. „Yes, we can“ ist der Slogan des ehemaligen US- Präsidenten Barack Obama. Er ist ein Beispiel für eine resiliente Persönlichkeit.
Jeder trägt sein Päckchen der eigenen Biografie mit sich herum. Daraus entstanden und entstehen weiterhin der eigene Erfahrungsschatz und sein Weltbild. Nicht immer ist das Widerfahrene angenehm oder positiv gewesen. Es gab Ereignisse die sich tief in unsere Persönlichkeit eingegraben haben. An diesen Geschehnissen nicht festzuhalten und diesen negativen Erlebnissen nicht zu erlauben mein „Ich“ zu gestalten, darum geht es in der vierten Säule. Diese lässt sich mit „Opferrolle verlassen“ beschreiben. Mitleid sich selbst anhaltend zu schenken, ist vergeudete Kraft, die man für sich und andere einsetzen könnte.
Wenn ich weiß, wer ich bin und mit mir zufrieden sein kann, dann bin ich auch bereit Verantwortung zu übernehmen. Sei es für mich selbst, meine Handlungen oder andere Schutzbefohlene. Daraus besteht die fünfte Säule. Verantwortung heißt ich kann mit Erfolgen genauso leben, wie mit Misserfolgen oder Fehlern, und bin bereit daraus zu lernen. Wer Verantwortung übernimmt, wird gebraucht, ist Teil eines Ganzen und kann Dinge zum Positiven verändern.
Dies funktioniert aber nicht losgelöst von anderen Mitmenschen. So ist die sechste Säule mit „Kontakte entwickeln“ überschrieben. Beeinflussen, Austausch, Reflexion, Ermutigung, Vergebung, Trost…. All das sind wichtige Dinge die wir für eine mentale Gesundheit brauchen aber nur durch ein Gegenüber, eine andere Persönlichkeit wirklich möglich wird. Kontakte sind nicht mit allgemeinen Telefonnummern oder „Facebookfreunden“ gleichzusetzen. Hinter jedem Kontakt steckt ein realer Mensch, der mit seinen Erfahrungen und Ideen mein Denken und Handeln bereichern kann. Selbst durch ein aktuelles Kontaktverbot durch Corona ist es möglich, in Austausch mit den Kollegen, den Verwandten und Freunden zu treten. Auch ein herzlicher Brief ist ein altes Modell, und kann dennoch den Empfänger nachhaltig berühren.
Es wird eine Zeit nach der Krise geben. „Zukunft planen“ - So heißt die letzte Säule unseres Resilienzgebäudes. „Vorfreude ist die schönste Freude“ – ein Statement, dass Hoffnung zulässt. Hoffnung und Vorfreude auf eine Ereignisse, die (wieder) eintreten werden, auch wenn der konkrete Zeitpunkt unbekannt ist. So werden wir irgendwann wieder Feste feiern, und das werden Partys und Zusammenkünfte mit einer neuen Achtsamkeit und Bewusstsein werden. Es ist gut Vorbereitungen zu treffen, aktiv zu sein, und in einem Krisenmoment nicht stecken zu bleiben.
Die Summe und Vernetzung dieser beschriebenen sieben Säulen miteinander ist Resilienz –„die Stärke, die wir bei besonderen Anforderungen, in unbekannten Situationen, in krisenhaften Lebenslagen brauchen und aktivieren.“ Wir können auf allumfängliche Krisen, wie wir sie aktuell mit Corona erleben verschieden reagieren. Es gibt die Option „mit Ratlosigkeit, mit Panik, mit blindem Aktionismus oder mit Fatalismus reagieren. Oder dies verwandeln in Gelassenheit, Besonnenheit, Mitmenschlichkeit und Verantwortung. - Das wären dann resiliente Reaktionen“ (M. Gruhl) Wir können nichts dagegen tun, das diese Pandemie gerade Teil unseres Lebens ist, aber wie wir damit umgehen und darauf reagieren - das liegt in unserer Verantwortung: Wir entscheiden selbst: „Wie wir mit unseren Gefühlen und Impulsen umgehen, wie wir uns selbst mental einstellen, wie wir unsere Eigenverantwortung wahrnehmen, wie wir uns für das Ganze einbringen, und wie wir anderen dienlich sein können“ (M. Gruhl)
Für alle Kollegen des Wichtelhauses, alle Kollegen der AWO Chemnitz, alle Berufstätigen, alle Eltern, die gerade Kinder und Job von zu Hause aus managen, für alle Entscheidungsbefugten, für alle Alten, Alleingebliebenen, allen Kindern, allen Kranken und Gesunden …. EUCH ALLEN WÜNSCHE ICH DIESE RESILIENZ!
(Foto: Sarah Erler – EKIZ Wichtelhaus AWO – Thema der Teamberatung zur mentalen Stärkung in der Coronakrise)
(vgl. Monika Gruhl „Die Strategie der Stehauf-Menschen: Resilienz - so nutzen Sie Ihre inneren Kräfte“ (Deutsch) Broschiert – 10. März 2008 erschienen im HERDER Verlag)
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